Weinregion Távora e Varosa

Weinregion Távora Varosa

Weinregion Távora Varosa - PortugalDOC TÁVORA-VAROSA
Das im Hochland bei Lamego gelegene Anbaugebiet Távora-Varosa mit etwa 3000 ha Rebfläche ist im Ausland kaum bekannt, und die Portugiesen assoziieren mit der kleinen DOC im Grunde nur Schaumwein. Mittlerweile werden jedoch auch einige durchaus ansprechende weiße Stillweine unter diesem Gütesiegel gekeltert. Die Weine sind leicht und verfügen über eine gute Säure, ideal also, um sie als Grund-weine für weiße und rote Schaumweine einzusetzen. Man arbeitet mit einer beachtlichen Bandbreite an Rebsorten; bei den weißen sind dies vor allem Bical, Arinto, Chardonnay, Dona Branca, Fernão Pires (Maria Gomes), Folgasão, Gouveio und Malvasia Fina, für die Schaum-weinproduktion ist auch Pinot Blanc zugelassen. Für Rotweine werden hauptsächlich Alvarelhão, Aragonez (Tinta Roriz), Bastardo, Barca, Castelão, Malvasia Preta, Marufo, Rufete, Tinta Barroca, Touriga Franca, Touriga Nacional, Trincadeira und Vinhão sowie — für Schaumwein — Pinot Noir verwendet.


Land der Baga-Traube
Nach wie vor steht das Gebiet ganz im Zeichen seiner berühmten roten Hauptsorte Baga. Keine andere Appellation Portugals wird derart von einer Rebsorte dominiert, wie die DOC Bairrada von der Baga mit einem Anteil von über 90 %. Wegen ihres sehr eigenen Charakters stehen ihr viele Winzer allerdings mit gemischten Gefühlen gegenüber. Baga kann äußerst ausdrucksvolle, tanninreiche und farbintensive Weine liefern. Trotzdem ist es erstaunlich, dass ausgerechnet diese Traube nach der Reblauskatastrophe zur alles dominierenden Hauptsorte in Bairrada wurde — ein Gebiet, das durch den Einfluss des Atlantik zumindest bislang von hohen Niederschlagsmengen geprägt war. Und gerade Feuchtigkeit verträgt die spät reifende Sorte nicht gut, da sie schnell zu Fäulnis neigt. Um wirklich gute Baga-Weine produzieren zu können, sind ein trockener Herbst und wagemutige Winzer nötig, die das Risiko auf sich nehmen, die Traube spät und damit mit der erforderlichen phenolischen Reife zu lesen. Dass bei den meisten Winzern vor allem in früheren Zeiten Mut nicht zu den herausragenden Eigenschaften zählte, kann man an der Fülle »grüner« und harter Weine vergangener Jahrzehnte ablesen, die dem Ruf dieser Gewächse nicht gerade gut bekommen sind. Doch natürlich hat die Baga ihre Stärken. Unter anderem gehört dazu die Fähigkeit, Weine hervorzubringen, die ausgezeichnet altern können. Während junge Baga-Weine mit ihrem intensiven Duft nach Waldbeeren und dem ruppigen Tannin oft wild und unzugänglich wirken, zeigen sich gereifte Exemplare komplex und voller Energie, mit einem stabilen Säurefaden. Genussreif sind die großen Gewächse oft erst nach zehn bis 15 Jahren. Dann allerdings zeigen sie sich wunderbar vielschichtig mit Aromen von Schattenmorellen, Dörrpflaumen, Teer, schwarzem Tabak, Eukalyptus, Pinien und Grillfleisch. Das sperrige, ja fast scharfe Tannin entwickelt mittelfristig eine angenehm körnige Substanz und wird dann langsam immer milder.

Rote und weiße Schaumweine
Bairrada gilt als das wichtigste Schaumweinzentrum des Landes. Insbesondere die roten Espumantes verdienen aufgrund ihres Charakters besondere Aufmerksamkeit. Einerseits können sie mit einer unbändig tiefen und dunklen Frucht aufwarten, andererseits verblüffen sie mit Tannin und Säure. Möglicherweise schwören aus diesem Grund so viele Portugiesen auf die Kombination von rotem Bairrada-Espumante mit dem für die Gegend so typischen Spanferkel. Eine sehr eigene Note haben Schaumweine, die auf Baga-Basis entstehen. Sie können eine tiefrote Farbe aufweisen, werden aber auch als Rosé oder sogar weiß gekeltert. Die Genossenschaft São Domingos hat sich hier in den letzten Jahren besonders hervorgetan.

Weiße Sorten
Bical ist die wohl interessanteste der weißen Sorten des Gebiets. Sie erbringt gute Resultate auf Kalk-Lehm-Böden, während die leichtere und aromatischere Maria Gomes (auch bekannt unter dem Namen Fernão Pires) sandigere Böden bevorzugt. Auch Arinto wird von einigen Winzern angebaut. Viele Kenner sind der Meinung, dass die besten Bical-Weine des Landes in der Nähe des Dorfes Óis do Bairro entstehen. Reife, gelbe Frucht, aber auch eine klare Aromatik von tropischen Früchten sowie robuste Säure, gepaart mit einer sehr erfreulichen Entwicklung im Alter, sind ihre Stärken.

Ein Magier im Keller
Hervorragende Ergebnisse mit Bical-Weinen hat die Casa de Saima erzielt. Die kleine Kellerei genießt einen ausgezeichneten Ruf und gilt als Hort der Tradition. Ihre ungemein alterungsfähigen Rotweine werden in Steinbecken mit den Stielen vergoren und dann mehrere Jahre in altem Holz ausgebaut. Verantwortlich im Keller ist der »Weinmagier« Rui Moura Alves. Der legendäre Weinmacher dirigiert außerdem auch die Kellerarbeit auf der Quinta de Baixo in Cantanhede. Hier entsteht der herrliche Quinta de Baixo Garrafeira, einer der schönsten Garrafeiras der DOC Bairradas, beerig und erdig in der Nase, mächtig und fleischig am Gaumen.

Der Meister der Baga
Wie kein anderer hat sich Bairradas bekanntester Produzent Luís Pato um die Baga-Traube verdient gemacht. Der willensstarke Autodidakt, Sohn eines großen Abfüllers, wie sie für das Gebiet früher typisch waren, begann 1980 selbst Weine zu keltern. Seine großen Jahrgänge sind 1985, 1995 und 2005, und jedes dieser Jahre repräsentiert einen neuen Abschnitt in seiner persönlichen Entwicklung. Luís Patos 1985er Jahrgang steht nicht nur für überzeugende Qualität, sondern auch für seine erste Ernte, die er fast vollständig entrappt, also ohne Stiele verkelterte. Ein Jahrzehnt später, 1995, führte er den ersten systematischen Grünschnitt durch. Auch die Weine, die Luís Pato berühmt machen sollten, erblickten in jenem Jahr erstmals das Licht der Welt: Vinha Pan, Vinha Barrosa und Pé Franco. 2005 schließlich gelangen ihm die ersten Kaltmaischungen, die seinen eigenen Ansprüchen genügten. Pato selbst bezeichnet diesen letzten seiner drei großen Jahrgänge als den komplettesten. Um plakative Beschreibungen seines Gebiets und dessen Hauptsorte ist der Weinmacher nicht verlegen: »Ein gut gemachter Baga ähnelt in seiner Jugend einem Barolo, im Alter trägt er die feinen und komplexen Züge eines großen Burgunders«, lautet eine seiner Überzeugungen. Auf seinem Weingut bei Anadia, der Adega Luís Pato, erzeugt der Meister eine Fülle unterschiedlichster Weine. Generell hält er die Erträge niedrig. Bei den roten Sorten werden selbst aus jüngeren Pflanzungen nie mehr als 3500 kg/ha eingebracht. Eine zusätzliche Selektion wird erreicht, indem er schon im August eine erste Lese durchführt, die in seine Schaum-weinproduktion eingeht, und erst Wochen später die vollreifen Trauben für seine hochklassigen Rotweine erntet. Luís Patos bemerkenswertester Wein ist sicherlich der Pé Franco, dessen Lesegut aus einer kleinen Parzelle wurzelechter Baga-Stöcke stammt. Lediglich zwei 650-Liter-Fässer beträgt die Produktion. Vinha Barrosa ist ein Einzellagenwein aus 80 Jahre alten Reben, in den übrigens nach alter Manier etwa 3 % weiße Trauben eingehen. Von der Lage Panasqueira leitet sich der Name des Vinha Pan ab, ebenfalls ein rein-sortiger Baga, der zwölf Monate in neuer Eiche ausgebaut wird. Pato steht im Ruf, als erster die Baga gezähmt zu haben. Dies wird bei den Weinen aus dem qualitativen Mittelbau besonders deutlich. Seinen roten Vinhas Velhas bereitet er in sogenannten Vinimatics, Rotationstanks, die der Sorte mehr Aroma und Farbe als Tannin entlocken. So entstehen zugängliche Baga-Weine für einen größeren Konsumentenkreis. Meinungs-verschiedenheiten mit der Führung des zuständigen Kontrollorgans der Appellation bewogen ihn 1998 zum Austritt aus der DOC. Seitdem werden seine Weine nur noch unter dem Label Vinho Regional Beiras vermarktet.

Französische Sorten in der Cuvée
Einen ganz anderen Ansatz in Bezug auf Rebsorten vertritt der Erzeuger Carlos Manuel Campolargo. Der aus einer alten Weinfamilie stammende Jurist konzentriert sich zwar auf gebietstypische Rebsorten wie Castelão Nacional (die offiziell den Namen Camarate trägt, in Bairrada traditionell aber auch einfach Castelão heißt — nicht zu verwechseln mit der auch Periquita genannten Castelão-Traube Südportugals). Für ihn spielen aber auch Merlot und Cabernet Sauvignon eine wichtige Rolle. Als Begründung für den Einsatz der französischen Importtrauben führt er die Nähe des Meeres und das relativ milde Klima an. In gewisser Weise bestehen Ähnlichkeiten zum ebenfalls meeresnahen Bordelais. Der sehr angenehme Charakter seiner von Cabernet geprägten Roten geben ihm recht. Die Frucht wirkt kühl und dennoch reif, gänzlich frei von grünen oder bitteren Noten. Seine brandneue Kellerei beeindruckt mit ausgefeilter Technik. Das Überschwallen wird durch eine Automatik ersetzt, die in regelmäßigen Abständen den Maischehut zerbricht. Moste und Weine werden nur per Schwerkraft bewegt. Empfehlenswert ist etwa seine von Castelão Nacional dominierte Cuvée Campo-largo C.C. Diese Traubensorte ist berühmt für ihren kräftigen Wuchs und bietet jede Menge Säure und Tannin. Der feinere und elegantere Termeão stützt sich auf Touriga Nacional, Castelão Nacional und Cabernet Sauvignon.

Quelle: "Portugal und seine Weine" - Gräfe und Unzer Verlag GmbH / ViniPortugal



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